Klinikum Klagenfurt » Immer wieder schwere FSME-Fälle durch Zecken: Kinder werden aufgrund Unwissenheit der Eltern zu wenig geschützt
Immer wieder schwere FSME-Fälle durch Zecken: Kinder werden aufgrund Unwissenheit der Eltern zu wenig geschützt
Sie sind winzig klein, aber nicht zu unterschätzen: Die Zecken. „Zecken tragen Krankheitserreger in sich, die durch den Zeckenstich auf Menschen übertragen werden und Infektionskrankheiten auslösen“, berichtet Prim. PD Dr. Jörg Jahnel, Abteilungsvorstand der Kinder- und Jugendheilkunde im Klinikum Klagenfurt am Wörthersee. Während es für die Borreliose, eine Bakterieninfektion, keine Impfung aber wirksame Antibiotika gibt, ist indessen das Vakzin gegen das FSME-Virus (Frühsommer-Meningoenzephalitis) die einzige Möglichkeit, sich vor der durch das Virus ausgelösten, gefürchteten Gehirnhaut- und Großhirnentzündung zu schützen. Denn: „Ist die Erkrankung erst einmal mit verschiedenen Entzündungsherden im Gehirn da, gibt es dagegen keine Therapie, nur eine symptomatische Behandlung“, betont der Oberarzt sowie Leiter der Kinderintensivstation Dr. Stefan Ring.
Der Intensivmediziner appelliert aufgrund der selbst-beobachteten FSME-Fällen dringend an Eltern, ihre Kinder impfen zu lassen: „Wir sehen immer wieder Kinder, die an FSME erkranken. Es gibt milde Verläufe, aber auch schwere Fälle mit Langzeitfolgen bis hin zum Versterben als Folge eines Zeckenstiches. Hier sind uns die Hände gebunden, man kann nur zuschauen, wie sich die Entzündung im Gehirn entwickelt, Antibiotika helfen gegen Viren nicht.“ Eltern verstehen oft erst am Krankenbett des Kindes, was eine FSME-Impfung verhindern kann.
Warum und wann Impfen?
2023 fiel ein Bub in Klagenfurt durch schwere neurologische Symptome nach einem Zeckenstich auf, es war FSME. Heuer ein Parallelfall. Ein kleiner Patient erkrankte so schwer, dass er wochenlang auf der Intensivstation im ELKI betreut werden musste. Beide Kinder waren nicht bzw. nur teilimmunisiert. Für einen aufrechten Schutz braucht es zwei Impfungen sowie einen Booster. Alle 5 Jahre ist zudem eine Auffrischung nötig. (Achtung: Ab dem 60. Lebensjahr reduziert sich dieser Zeitrahmen auf 3 Jahre.)
„Die Impfung rettet Leben“, bringt es Prim. Jahnel auf den Punkt. Kinder können mit Ende des ersten Lebensjahres geimpft werden, in Absprache mit den Ärzten ist das aber auch schon nach Beendigung des 6. Lebensmonats möglich. „Darüber sollten Eltern nachdenken, wenn das Kind im Frühjahr bereits krabbelt und sich auch im Freien aufhält. Denn Zecken lauern im Gras und Gebüsch und habe gerade bei kleinen Kindern leichtes Spiel“, erklärt Ring.
Lokales Phänomen - bitte als Reiseimpfung für Urlauber empfehlen
Zecken sind ein lokales Phänomen und Kärnten, die Steiermark, Oberösterreich oder Tirol gelten als Risikogebiete – in Ländern wie Spanien, Großbritannien, Niederlande oder Norddeutschland gibt es keine Zecken und daher weder die Kenntnis über die übertragenen Infektionserkrankungen noch die routinemäßige Vorsorge-Impfung. Deswegen ist die FSME-Impfung in vielen Ländern eine empfohlene Reiseschutzimpfung für den Besuch in Österreich. „Unseren Urlaubern in Südösterreich wird die FSME-Impfung vor Reiseantritt dringend angeraten“, so Jahnel.
„Wie auch andere Insekten profitieren auch Zecken vom Klimawandel“, erklärt Prim. Univ.-Prof. Dr. Robert Birnbacher, Abteilungsvorstand der Kinder- und Jugendheilkunde im LKH Villach. Zecken sind in manchen Regionen aufgrund der milden Winter fast das ganze Jahr aktiv und können auch in höheren Regionen angetroffen werden. „Dies führt dazu, dass sich von Zecken übertragbare Krankheitserreger, wie FSME-Viren und Borrelien, häufiger ausbreiten können“, erklärt Birnbacher.
Viele Urlauber sind schockiert, wenn sie eine Zecke am Körper entdecken. Täglich werden Kinderärzte und Kinder-Notfallambulanzen deswegen aufgesucht - da gilt es aufzuklären und das Wissen über Zecken und die FSME-Impfung breit zu streuen. „Wenn eine Zecke innerhalb weniger Stunden entfernt wird, ist das Risiko an einer Borreliose zu erkranken, gering“, so Birnbacher.